Zu Gast, wo sonst nur Lehrer lernen – Der Mathe-B-Tag Soest

Vincent, Alexej, Jan und ich (David) hatten die besondere Gelegenheit, einen ganzen Tag im Qualis-Zentrum in Soest zu verbringen – einem Ort, der normalerweise nur Lehrkräften für diese sagenumwobenen Fortbildungen offensteht. Umso außergewöhnlicher war es für uns, als Schülerinnen und Schüler dort am Mathematik B-Tag teilzunehmen, zu dem landesweit nur ausgewählte Teilnehmende eingeladen wurden – nach erfolgreicher Teilnahme an der ersten Wettbewerbsrunde.

Diese erste Runde hatten wir bereits im November durchlaufen: Acht Stunden lang arbeiteten wir in der Schule an einer komplexen Aufgabe rund um Punktmengen und konvexe Polygone in diesen – mathematisch herausfordernd, logisch anspruchsvoll und gleichzeitig voller kreativer Freiräume. Dass unsere Lösungen überzeugten und uns nicht nur den ersten Platz einbrachten, sondern auch die Einladung nach Soest, war für uns eine schöne Bestätigung unserer Leistung.

Im Qualis erwartete uns jedoch keine Fortsetzung des Wettbewerbs im klassischen Sinn, sondern eine ganz neue, ganz grundsätzliche Fragestellung:

„Was ist Mathematik?“ – mit dieser offenen Frage startete der Tag. Begriffe wie Logik, Beweise und natürlich Zahlen fielen schnell im ersten Brainstorming – doch so richtig zufrieden machte keine dieser Antworten: keine war wirklich vollumfänglich, keine eine einfache Definition – obwohl die Mathematik doch voll von letzterem ist.

Was zunächst ungewöhnlich klang, wurde im Laufe des Tages anschaulich erlebbar. In kleinen Workshops arbeiteten wir mit Spielen und Denkmodellen, zum Beispiel mit dem Spiel Hackenbusch, bei dem einfache Regeln zu überraschend tiefen mathematischen Überlegungen führen. Mathematik wurde dabei nicht als reines Rechnen verstanden, sondern als ein kreativer Denkprozess, der Intuition, Strategie und Experimentierfreude verbindet. All dies mündete in der Definition des Mathematikers G.H. Hardy, der bis zu seinem Tod an der renommierten Cambridge University in England forschte und lehrte: „Mathematik ist ein Spiel.“

Besonders gefreut hat uns, dass auch unser Mathematiklehrer, Herr McGuire, mit vor Ort war. Er unterstützte nicht nur die Betreuung der Schüler, sondern arbeitete parallel auch im Expertenteam an der Entwicklung neuer Aufgabenformate für die Alympiade, einen weiteren Mathematik-Wettbewerb auf hohem Niveau. So wurde deutlich, dass auch für Lehrkräfte solche Tage ein Ort lebendigen Lernens und Forschens sind – genauso wie für uns.

Am Ende des Tages gingen wir nicht mit einer (zumindest fast ;-)) endgültigen Definition der Mathematik nach Hause – aber mit neuen Perspektiven, spannenden Erfahrungen und dem Gefühl, Teil einer lebendigen mathematischen Gemeinschaft gewesen zu sein. Und vielleicht ist Mathematik wirklich, wie Hardy sagte, ein Spiel – eines, das man nie ganz durchschaut, das aber genau deshalb fasziniert.

David Teschner (Q2)

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