Am Abend des 28.06.19 fuhren wir am AMG los und, als wir dann im Bus waren, sangen wir natürlich erstmal für unser Geburtstagskind. Mit musikalischer Unterstützung und Klassikern wie ,,I Want It That Way“ oder ,,Vater Abraham“ wurde niemand schnell müde und die Stimmung hielt auch noch bis Mitternacht, als wir schon das nächste Geburtstagslied anstimmten. Langsam wurden wir müde und versuchten zu schlafen. Als wir dann endlich in Warschau ankamen, machten wir einen Stadtrundgang. Danach hatten wir Freizeit bis zur Nachtruhe.
Am zweiten Tag hat jede Gruppe zunächst einen Begriff, wie z.B. „Angst“ oder „Überlebensstrategien“ zugeordnet bekommen, wozu wir dann in den folgenden Tagen Bilder machen sollten. Darauf folgte ein Besuch in der Dauerausstellung des jüdischen Museums Polin. Dort reisten wir mit Audio Guides durch zehn Jahrhunderte des polnischen Judentums. Nach der Ausstellung verbrachten wir die restliche Zeit mit einem Reiseführer, mit dem wir dann auch die jüdischen Spuren auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos verfolgten unter anderem, den Umschlagplatz, welcher früher ein Bahnhof gewesen war, und den jüdischen Friedhof. Anschließend zeigte er uns die Mauer des Ghettos und die einzige Synagoge, die den Krieg überstanden hat, da die Deutschen dort ihre Pferde einquartiert hatten. Am Abend fuhren wir zu unserem nächsten Ziel: Lublin.
Am Montag, den 1. Juli erkundeten wir zum ersten Mal die Stadt Lublin, die viel zu bieten hatte. Nachdem wir uns einen kurzen Überblick verschafft hatten, machten wir ein Stadtspiel, in welchem wir verschiedene Orte suchen mussten, wie z.B. die Überreste des jüdischen Ghettos, die heute gar nicht mehr zu sehen sind und sich sogar unter einer befahrenen Straße befinden. Nur eine Wandmalerei erinnert daran, wie es dort damals ausgesehen hat. Als sich dann jeder ein Eis gekauft hatte, machten wir Workshops zu den jüdischen Biografien jeweils auf Englisch und Deutsch. Nach einer langen Mittagspause, in der wir z.B. die Möglichkeit hatten, in die dem Hotel nahegelegene Mall zu gehen, machten wir einen von Frau Hoffstadt, Historikerin am Bildungswerk der Humanistischen Union, geführten Stadtrundgang mit dem Thema ,,Lublin als Ort der Täter”. Auf diesem sahen wir viele Ort und Gebäude, die einen wichtigen Zweck für die Nazis erfüllt haben, und trotzdem heute noch aktiv genutzt oder sogar bewohnt werden. Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof steht heute immer noch der von der Gestapo errichte Sportplatz, geschmückt durch Plakate, die das nächste große Event ankündigen. Vielleicht sind sich die Athleten noch nicht einmal bewusst, dass sie gerade auf den Gebeinen Verstorbener um den Sieg kämpfen.
Am vierten Tag sind wir nun schließlich ins Vernichtungs- und Konzentrationslager nach Majdanek gefahren. Dort haben wir erfahren, dass dies eines der schwersten und primitivsten Lager war aufgrund der fehlenden Versorgung. Außerdem wurde uns erzählt, dass zum Schluss von 150.000 deportierten Juden nur 1.000 überlebt haben und, dass das Lager auch ein Teil der Aktion Reinhardt war, da ihr Abschluss, die Aktion Erntefest, bei der über 40.000 Jüdinnen und Juden erschossen wurden, hier begann. Während der Führung haben wir den ehemaligen SS-Bereich, sowie die früheren, jedoch renovierten Baracken betreten und zu ihnen ausführliche Informationen bekommen. In den Baracken konnte man sich vorher/nachher Fotos der originalen und der jetzigen Baracken, sowie des originalen SS-Bereiches anschauen, um sich diese besser vorstellen zu können. In einer der Baracken war ebenfalls eine Ausstellung mit damaligen Kleidungsstücken der Juden, sowie mit einem Überblick welche Strecke die Juden während der Deportation zurücklegen mussten und vieles mehr. Nach dem Krematorium wurde der Gruppe das Trauerdenkmal von Majdanek gezeigt. Dieses ist riesig und beinhaltet die Asche der verbrannten Juden. Zum Schluss der Führung haben wir uns einen Film über die überlebende Jüdin Ewa Kozlowska ‚Der Wind von Majdanek hat meine Träume verweht‘ angesehen. Sie erzählt über ihre Zeit im Konzentrationslager und wie sie überleben konnte.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir erneut nach Majdanek und hatten nun aber die Möglichkeit uns alleine auf dem Gelände umzuschauen. Nachdem wir in Kleingruppen zum Treffpunkt zurückgekehrt waren, hatten wir die Chance uns selbst in Gruppen einzuteilen und in diesen dann selbstständig etwas über die verschiedenen Bewohner des KZs zu lernen (Frauen in Majdanek, Kinder in Majdanek etc.). Danach haben wir uns dann gegenseitig unsere erarbeiteten Ergebnisse mit Plakaten vorgestellt. Anschließend hatten wir noch etwas Freizeit.
Am vorletzten Tag unserer Reise hatten wir ein weiteres Geburtstagskind. Und nach dem Gesang, stiegen wir in den Bus, der uns zuerst in das ehemalige Transitghetto in Izbica brachte, wo die Schüler zum ersten Mal die Möglichkeit hatten, eine Rallye durchzuführen (4 Teams mit jeweils einem Lehrer). Danach fuhren wir, nach einer kurzen Mittagspause in Zamosc in das Vernichtungslager Belzec, von welchem heute nichts mehr steht, da die Täter keine Spuren hinterlassen wollten und dennoch standen wir an diesem furchtbaren Ort. Nach dem geführten Rundgang durch das auf dem ehemaligen Lagergelände errichtete Monument gingen wir gemeinsam noch ins Museum, wo wir viele Informationen erhalten haben. Zum Abschluss der Führung ging die gesamte Gruppe in einen Gedenkraum, der an eine Gaskammer erinnerte. Auf der darauffolgenden Busfahrt wurde diese Erfahrung unterschiedlich kompensiert. Als wir dann in Lublin ankamen, hatten wir noch sehr viel Freizeit, um den letzten Abend ausklingen zulassen. Außerdem waren wir die erste Gruppe, die es geschafft hat, gemeinsam essen zu gehen, weshalb die Bettruhe dann doch noch einmal verschoben wurde.
Am letzten Tag sind wir schließlich aus dem Hotel ausgecheckt und haben uns ein letztes Mal zusammen an einen Tisch gesetzt. Dort haben sich die einzelnen Fotogruppen versammelt und ihre Ergebnisse zu dem jeweiligen Thema zusammengetragen. Danach mussten alle Gruppen ihre Bilder vorstellen und erzählen, warum sie diese zu ihrem Thema ausgewählt haben. Zu allerletzt hat sich die Gruppe ausgetauscht, was sie gut und was sie schlecht in der gesamten Zeit fanden und haben ihre Erfahrungen geschildert. Nach der letzten Mittagspause versammelten sich alle im Bus und bereiten sich auf die ungefähr 18 stündige Reise vor. Diese verlief wie auch die Hinfahrt mit guter Stimmung und viel Gesang.
Leslie Hendricks (9b) und
Kristina Ignatovic (9a)
Die Gedenkstättenfahrt wird jedes Schuljahr in der vorletzten Woche des Schuljahres für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 angeboten und findet in Kooperation mit dem Bildungswerk der Humanistischen Union statt, wodurch sie mit circa 6000 € von dem Kinder – und Jugendplan des Bundes und dem IBB Dortmund gefördert werden kann.