Das Messelager Deutz – ein Ort der NS-Verfolgung mitten in Köln
Die Klasse 10a unternahm im Rahmen des Geschichtsunterrichts bei Frau Ruhland am Freitag, den 16. Mai 2025, eine Exkursion nach Köln-Deutz, um sich mit einem bislang wenig sichtbaren, aber historisch bedeutsamen Ort auseinanderzusetzen: dem Gelände des ehemaligen Messelagers Köln-Deutz, das heute größtenteils vom RTL-Medienzentrum überbaut ist. Ziel des Ausflugs war es, die NS-Vergangenheit dieses Ortes durch eine geführte Spurensuche direkt vor Ort zu sehen.
Die Anreise erfolgte am frühen Morgen mit der Bahn bis zur Haltestelle „Deutz Messe“, wo ab 1940 Deportationen unter anderem in das ehemalige Ghetto Litzmannstadt stattfanden. Dort angekommen, wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt, um die anschließende Führung durch Mitarbeiterinnen des Kölner NS-Dokumentationszentrums in einem intensiveren Rahmen zu erleben. Die Rundgänge führten jeweils über sechs ausgewählte Stationen rund um das heutige RTL-Gebäude, darunter der Tanzbrunnen, der RTL-Turm des Gebäudes, sowie eine Gedenkplatte auf einem abgesetzten Ziegelsteinsockel.
Zu Beginn wurde der Gruppe ein geschichtlicher Überblick vermittelt: Auf dem heutigen Gelände befand sich während der Zeit des Nationalsozialismus das sogenannte Messelager Köln-Deutz. Ursprünglich als Messegelände angelegt, wurde es missbraucht und diente als Zwangslager. Hier wurden unter anderem Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus ganz Europa gefangen gehalten. Später diente es auch als Sammelstelle für Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma vor ihrer Deportation in Ghettos und Konzentrationslager. Zudem war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald hier untergebracht. Tausende Menschen wurden an diesem Ort festgehalten und durch das NS-Regime entrechtet und verfolgt.
Während der Führung wurden den Schülerinnen und Schülern Zeitzeugenberichte vorgelesen und historische Fotografien gezeigt, die exakt an den Orten aufgenommen wurden, an denen sie gerade standen. Der Unterschied zwischen den heutigen Gebäuden und dem damaligen Lagerbetrieb war besonders eindrucksvoll, weil kaum sichtbare Spuren an die Vergangenheit erinnern. Der heutige RTL-Turm beispielsweise steht auf dem Gelände, das einst Teil des Lagers war. In ihm lebten zum Beispiel damals die Wachen. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, wie schwer es sein kann, sich Geschichte an Orten vorzustellen, an denen die äußeren Zeichen fast vollständig verschwunden sind.
Besonders zum Nachdenken brachte eine Gedenkplatte, die nicht am eigentlichen Gebäude angebracht ist, sondern etwas abseits auf einem unscheinbaren Ziegelsteinsockel installiert wurde. Sie erinnert an die Opfer des Lagers, jedoch auf eine Weise, die leicht übersehen werden kann. Dies führte innerhalb der Gruppe zu Gesprächen über den Umgang mit Erinnerungskultur im öffentlichen Raum und darüber, wie Geschichte angemessen sichtbar gemacht werden sollte.
Die Exkursion bot nicht nur einen tieferen Einblick in ein bedrückendes Kapitel der Kölner Stadtgeschichte, sondern machte deutlich, wie wichtig es ist, historische Verantwortung auch an vermeintlich „alltäglichen“ Orten zu reflektieren. Orte wie das ehemalige Messelager Köln-Deutz zeigen, dass sich Geschichte nicht nur in Museen finden lässt, sondern oft direkt vor unserer Haustür stattgefunden hat.
Text: Neda Khatami Kermanshahi und Nina Wermelskirchen (10a)