Mit insgesamt drei medienpädagogischen Theaterstücken wurden in diesem Jahr die Inhalte der in den letzten Jahren wegen Corona ausgefallenen Workshops interessant verpackt aufgearbeitet. Die Stücke der externen Anbieter „Zartbitter“ und „ComicOn“ waren lebendig, lebensnah und humorvoll. Anschließend gingen die Schauspieler*innen in einem gemeinsamen Gespräch mit den Schüler*innen geschickt durch die dargestellten medialen und rechtlichen Problemfragen. Die Schüler*innen hatten die Möglichkeit, ihr vorhandenes Wissen einzubringen und weitere Sachverhalte zu lernen. So wurde ihnen die Verantwortung ihres eigenen Verhaltens und die damit verbundenen Risiken noch einmal bewusst gemacht.
Respekt für Dich! von Zartbitter informiert Jugendliche über ihre persönlichen Rechte, fördert grenzachtende Umgangsweisen und zeigt Möglichkeiten auf, wie Jugendliche betroffene Freundinnen und Freunde unterstützen und Hilfe organisieren können. Sexuelle Übergriffe durch Jugendliche – nicht bei uns!
RAUSGEMOBBT 2.0 von ComicOn ist speziell für Schüler*innen ab Klasse 6 konzipiert und zeigt eindrücklich mögliche Folgen von Cybermobbing auf. Was würdest du alles tun, um dazu zu gehören? Was erträgst du? Und wann ist man eigentlich cool?
#werbinich? von ComicOn
Ein Theaterstück für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren zu den Themen Meinungsbildung, Selbstwahrnehmung und Persönlichkeitsentwicklung im Zeitalter von „Social-Media“ und „Fake-News“. Das Stück erzählt über Leistungsdruck, Selbstoptimierung und dem Wunsch nach dem perfekten Bild. Es thematisiert die Schwierigkeit eine eigene Meinung zu bilden, sich selbst zu akzeptieren und dafür zu kämpfen.
Jennifer Rothkopf
Zum Inhalt im Einzelnen (ein Artikel von Alina Zeschau, Stufe EF ):
Es beschreibt drei Teenager, welche zusammen ein Referat zum Thema „Weiße Rose“ halten müssen. Die Gruppenarbeit wird von zwei angesagten, besten Freundinnen und einem Außenseiter durchgeführt. Während der Gruppenarbeit kommt es dazu, dass eine der beiden Freundinnen anfängt, Gefühle für den Außenseiter zu entwickeln. Der Außenseiter erwidert diese Gefühle. Aus Angst selbst als Zielscheibe und somit als Mobbingopfer dazustehen, hält die Teenagerin die Beziehung zu ihm geheim. Da über den Jungen schlechte Gerüchte die Runde machen, sind der Teenagerin ihre Gefühle so unangenehm, dass sie sogar ihr beste Freundin anlügt. Diese Situation hat mir gezeigt, wie leicht wir uns von der Meinung anderer beeinflussen lassen. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, indem eine Klassenkameradin das Pärchen auf einem Date sieht und ein Bild von ihnen in den Klassengruppenchat schickt. Die Klasse reagiert sofort auf das Bild mit abfälligen Bemerkungen. Als nun auch noch die beste Freundin die Lüge mitbekommt, reagiert diese verletzt und sauer. Sie schickt aus dem WhatsApp-Chat mit ihrer eigentlich besten Freundin private Nachrichten weiter. In den Nachrichten lästert ihre Freundin über den Außenseiter, um ihre Gefühle zu verheimlichen. Die Situation eskaliert, indem der Außenseiterteenager von dem Geschehen erfährt. Er wird nicht nur von der Klasse gemobbt, sondern selbst die Person, welche er am meisten Vertrauen geschenkt hat, steht nicht für ihn ein. Sowohl die Beziehung der beiden Freundinnen als auch die angehende Partnerschaft zerbrechen. Das Mobbingopfer rennt weg und bleibt ab dann verschwunden. Was mit dem Teenager passiert, bleibt offen.
Nach dem Theaterstück haben die Schüler*innen gemeinsam mit den Schauspieler*innen über die Aufführung gesprochen. Wir wurden gefragt, ob wir schon mal eine Situation erlebt haben, in der eine Person online oder eigenhändig von Mitschülern erniedrigt wurde. Es gingen fast alle Hände hoch. Auch bei der Frage, ob wir rassistische Bemerkungen oder Hassreden gegen beispielsweise Homosexuelle mitbekommen haben, gingen so gut wie alle Hände nach oben. Im Theaterraum herrschte stille. Mir wurde erst da richtig bewusst, dass solche Bemerkungen für mich als Alltag wahrgenommen werden. Es ist etwas Natürliches, was halt so ist und sich nur im geringen Maße ändern lässt. Das hat mich nachhaltig schockiert. Die Schauspieler*innen erläuterten, warum die drei Teenager*innen im Theaterstück ausgerechnet ein Referat über die „Weiße Rose“ halten mussten. Die „Weiße Rose“ war eine deutsche Widerstandsgruppe gegen die Diktatur des Nationalsozialismus. Sie bestand aus hauptsächlich Studierenden, welche teilweise sogar ihr Leben für den Widerstand opferten.
Die „Weiße Rose“ hat früher also genau das gemacht, was wir heutzutage viel zu selten tun: Sie haben für ihre eigene Meinung eingestanden und waren von Grund aus ehrlich.
Anschließend haben wir darüber nachgedacht, wie die Situation im Theaterstück anders hätte laufen können. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass gegenseitige Ehrlichkeit der Freundinnen, aber auch der Partnerschaft wichtig gewesen wäre. Zudem sei es falsch und sogar strafbar, das Bild vom Außenseiter und der Teenagerin in den Klassengruppenchat zu schicken. Auch das Weiterleiten des Privatchats der beiden besten Freundinnen ist illegal. Die Klassenmitglieder hätten ebenfalls auf das Bild nicht mit Hasskommentaren reagieren sollen. Sie hätten beispielsweise zu einer außenstehenden Person gehen müssen, um diese um Hilfe zu bitten.
Zusammengefasst haben mir das Theaterstück und das Gespräch die Realität näher vor Augen gebracht. Ich möchte nun mehr auf solche Situation achten, mutig reagieren und somit helfen.